Ein ungehorsamer Minister - pfui Deibel!

Wie kann es ein Umweltminister wagen, am grauen Fetisch verwirrter Naturschützer zu kratzen und das auch noch öffentlich? Zumindest verbal stemmt sich Olaf Lies in Niedersachsen gegen die fatalen Folgen der Wolfsausbreitung in seinem Bundesland und damit gegen die Dogmen einschlägiger Verbände, die bis an die Spitze des Bundesumweltministeriums bestens vertreten sind. Dabei versichert er sich zugleich der Solidarität der ebenfalls gebeutelten Ressortkollegen aus Sachsen und Brandenburg. Alle leiden unter den gleichen Symptomen: Ein zunehmend an Wirkung verlierender Herdenschutz und eine tatenlose Wolfsverwaltung, deren ehrenamtliche Hilfstruppen nichts anderes zu tun haben, als betroffene Weidetierhalter zu gängeln und teilweise öffentlich anzuschwärzen. Die vornehmen Ziele eines „Wolfsmanagements“, eine Akzeptanz für das Raubtier Wolf zu schaffen und für eine friedliche Koexistenz zu werben, verkommen dabei zur lächerlichen Randnotiz.

Wie so etwas bei den Freunden des Wolfes ankommt, ist nun in einem offenen Brief an den Herrn Minister in Hannover und ergänzenden Äußerungen in der Tagespresse nachzulesen:

Gotteslästerung!

Wie kann er es wagen, eine ineffiziente Verwaltungsstelle, die er so aufgebläht von seinem Vorgänger übernahm, auf ein Normalmaß zurechtzustutzen anstatt sie nach einem Stellenschlüssel á la Wolfsrudel mal Mitarbeiter gedeihen zu lassen. Dann auch noch den Herdenschutz als klassisches Thema der Landwirtschaft dem zuständigen Ressort übergeben zu wollen, wird als weiteres Sakrileg eingestuft.

Mit welchem Halb- und Unwissen diese Kritik öffentlich begründet wird, taugte bestenfalls für die närrische Saison, wenn die Folgen für Halter wie Weidetiere nicht so bitter wären:

So wirft man dem Minister vor, weitere Ausnahmetatbestände zum Abschuss von Wölfen schaffen zu wollen. Die braucht es nicht! Die vorhandenen wären nur erstmals in Deutschland in Sachen Herdenschutz anzuwenden. Niedersachsen hätte dazu diverse Territorien, als prominentestes derzeit Rodewald, wo solche Eingriffe in jedem anderen EU-Land selbstverständlich wären.

Dem Landwirtschaftsministerium wird mangelnde Kompetenz im Umgang mit streng geschützten Arten unterstellt. Hier geht es um Herdenschutz und nicht um Wolfsschutz! Die Inkompetenz im Herdenschutz haben Wolfsbüro und Wolfsberater in den letzten Jahren in Niedersachsen hervorragend nachgewiesen.

Man möchte das Problem mit einer Pauschale für den Herdenschutz an Schäfer lösen. Was ist mit den Haltern anderer Weidetiere? Eine Pauschale wäre nach den Vollkosten für den Aufwand einschließlich Mehrarbeit zu berechnen und damit unbezahlbar. Auch will kein Tierhalter wegen des Wolfes zum staatlichen Almosenempfänger werden. Diese Leute hängen an ihrer Arbeit und an ihren Tieren. Es war übrigens die nicht von seinen Kollegen mitgetragene Idee eines einzelnen Schäfers.

Man darf es als konstruktiven Ansatz nehmen, wenn es heißt: „…hilft den Weidetierhaltern sich gegen Wolf und Hund besser wehren zu können…“ Doch was ist, wenn man das sich wehren in die Tat umsetzt? Dann heißt es „Abschießen hilft nicht“, denn „In Gebieten mit fester Rudelstruktur ist es ruhiger, als wo ein Wolf zuwandert.“ heißt im Artikel der AZ, so ruhig wie in Rodewald? Dort wird es erst ruhiger, wenn kein Vieh mehr auf der Weide steht. Das Fehlen eines Rudelmitgliedes wird den verbleibenden Wölfen signalisieren, dass Schaf auch gefährlich sein kann.

Der Arbeitskreis Wolf im Ministerium ist nicht außer Funktion gesetzt worden. Er hat für die Dauer seines Bestehens nach Auskunft mehrerer Teilnehmer nie funktioniert. Man hat dort viel geredet, aber dort ist kein einziges Problem gelöst worden.

Die Empfehlung an den Minister, in Sachen Wolf doch nicht nur mit den Lobbyisten zu sprechen, sondern mit der Landbevölkerung, wäre vom Verfasser des Briefes einmal vor dem Spiegel zu wiederholen. Anschließend möge er seine eigenen Beweggründe hinterfragen, warum er in dieser Weise die Diskussion bestimmen will. Dem Wolf geht es auch ohne seinen Freundeskreis bestens. Er hat uns in den letzten 20 Jahren in Deutschland nachgewiesen, wie gut er in unserer nahrungsreichen Kulturlandschaft zurechtkommt. Dass sein Bestand bei uns in keiner Weise gefährdet ist, weiß eine IUCN bereits seit vielen Jahren, nur sind deren veröffentlichte Bewertungen des Vorkommens in Mitteleuropa fast 15 Jahre alt. Das zuständige Bundesumweltministerium scheint beim Wolf in Deutschland nur eines zu fürchten: Seinen günstigen Erhaltungszustand. Den zu verleugnen nimmt inzwischen die Kreativität damit befasster Stellen voll in Anspruch.

Jetzt geht es darum Regeln und Wege zu finden, wo und wie in unserem Land eine realistische Möglichkeit besteht, dem Wolf den Fortbestand zu sichern, ohne zuvor mühsam erreichte Ziele des Natur- und Landschaftsschutzes über Bord zu werfen. Wer dabei nur alleine den Wolf im Blick hat, ohne auch nur für irgendwelche Folgen seines Vorkommens reale Verantwortung zu tragen, hat in so einer Diskussion nichts verloren.

An dieser Stelle sind wir wieder beim so gescholtenen Minister, aus dessen Haus vor wenigen Wochen, entgegen gegebener Versprechen bei Amtsantritt, ein Maulkorberlass für die Wolfsberater herausgegeben wurde. Sollte dieses Papier weiterhin ernst gemeint sein, wäre der Verfasser des offenen Briefes als Wolfsberater, so firmiert er als Absender, der erste, auf den dieser Erlass unverzüglich anzuwenden wäre. Es stünde dem Minister gut an zu zeigen, wer denn eigentlich Herr in diesem Hause ist.

Wir warten drauf!